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Logopädie für Erwachsene

Das Ziel unserer Behandlungsmaßnahmen besteht in der Verbesserung der kommunikativen Kompetenzen, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu vereinfachen und damit die Lebensqualität zu verbessern.

Vertrauen und Respekt

Die persönlichen Bedürfnisse und Belange unserer Patienten stehen an erster Stelle. Wir erzielen die bestmögliche Ergebnisse durch eine Zusammenarbeit, die auf Vertrauen und Respekt gründet.

Aus Kommunikation entsteht Miteinander

Die Sprache begleitet den Menschen ein Leben lang. Um mit der Umgebung zu interagieren und ein Teil des gesellschaftlichen Lebens zu werden, lernen wir alle von Geburt an, die Stimme, das Sprechen und das Hören zu nutzen. Das Gesagte drückt Gedanken und Gefühle aus und erreicht das Gehör des Angesprochenen, der begreift und reagiert. So entsteht ein Miteinander, das für den Menschen als soziales Wesen große Bedeutung hat. Wenn die entwickelten Sprach- und Hörfähigkeiten im Erwachsenenalter plötzlich nachlassen oder beeinträchtigt werden, ob als Folge des Alters oder einer Erkrankung, kann dies sehr beängstigend sein. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird erschwert. Darunter leidet die Bewältigung des Alltags und die Lebensqualität im Ganzen. Manche Erwachsenen weisen seit ihrer Kindheit unbehandelte Störungen auf, die ihr Sozialleben einschränken.

Für eine logopädische Behandlung gibt es kein „zu spät“. Wir gehen mit jedem Patienten seinen individuellen Weg zu einer besseren und sichereren Kommunikation, zu größerem Selbstbewusstsein und mehr Vertrauen in die eigenen verbalen und akustischen Fähigkeiten. In unserer Praxis schaffen wir ein vertrauensvolles Umfeld, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Gerne beraten wir auch Angehörige und helfen, schwierige Situationen zu meistern.

Sprachstörungen

Eine Sprachstörung ist eine Störung der gedanklichen Erzeugung von Sprache. Sprachaufbau und Sprachvermögen sind beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu ist bei der Sprechstörung primär die motorische Erzeugung von Lauten betroffen. Sprach- und Sprechstörungen können auch gemeinsam auftreten. Störungen im Bereich des Sprachzentrums beeinträchtigen die sprachlichen Äußerungen, das Verstehen, das Lesen und das Schreiben. Dies führt zu Einschränkungen im Alltag. Die Behandlung der im Folgenden beschriebenen Symptome hilft dabei, die sprachlichen Fähigkeiten so weit wie möglich wieder zu erlangen oder Ersatzstrategien zu entwickeln, um sie zur Kommunikation aktiv einzusetzen.

Aphasie
Man spricht von einer Aphasie, wenn die Fähigkeit, Sprache zu gebrauchen oder zu verstehen, ursprünglich vorhanden war und dann ganz oder teilweise durch ein neurologisches Ereignis/Erkrankung verloren ging, z. B.  durch Schlaganfälle, Hirnblutungen, Hirnverletzungen oder durch Tumore.

Symptome einer Aphasie sind:

  • eingeschränktes Sprachverständnis in sehr unterschiedlicher Ausprägung
  • Dinge können nicht benannt werden oder ein anderes Wort wird verwendet
  • Wortaussprache ist verändert bis schwer verständlich
  • Satzabbrüche oder Verkürzung von Sätzen
  • übersteigerte oder stockende Redeweise
  • Sprachautomatismen, wiederkehrende Floskeln, Wörter oder Laute, die nicht kontrolliert werden können

 

 

Kognitive Dysphasie
Die Kognitive Dysphasie bezeichnet eine zentrale Sprachstörung, die im Gegensatz zur Aphasie auf einer kognitiven Störung, wie bei den demenziellen Erkrankungen, beruht. Sprache stellt eine komplexe, kognitive Funktion dar. Um Sprache verarbeiten und produzieren zu können, ist die Beteiligung von mehreren Hirnarealen als nur der Sprachregionen erforderlich.Nur wenn alle Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und weitere Exekutivfunktionen wie z.B. Handlungsplanung und Selbstkontrolle reibungslos miteinander interagieren, kann Sprachverarbeitung gelingen.

Auch wenn die sprachrelevanten Hirnregionen nicht direkt betroffen sind, können Sprachstörungen als Symptom oder Folge einer Erkrankung auftreten. Ein Beispiel hierfür ist die Demenz. In der Behandlung wird kompetenzerhaltend gearbeitet; d.h. hier ist unser Ziel, die noch vorhandenen Fähigkeiten des Patienten möglichst lange zu erhalten.

Folgende Symptome können bei der Kognitiven Dysphasie auftreten:

  • Wortfindungsstörungen
  • Sprachverarmung
  • Kein roter Faden im Erzählungsverlauf
  • Füllworter
  • verlangsamter Redefluss
  • eingeschränkter Bezug auf den Gesprächspartner
  • Gedächtnisstörungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Orientierungsstörungen

 

Dyslexie/ Dysgraphie
Die Fähigkeit, Wörter oder zusammenhängende Texte zu lesen, zu verstehen oder zu schreiben ist beeinträchtigt, ungeachtet des Seh- und Hörvermögens.

Folgende Symptome können dabei auftreten:

  • Buchstaben/gelesene Wörter können nicht in Laute umgesetzt werden
  • Wörter werden mit ähnlich geschriebenen Wörtern verwechselt („Kanne“ – „Tanne“)
  • Wörter werden mit inhaltlich ähnlichen Wörtern verwechselt („König“ – „Fürst“)
  • Buchstaben werden einzeln ohne sinnvollen Zusammenhang gelesen
  • Wörter werden inhaltlich erraten

 

 

Sprechstörungen

Das Sprechen ist ein komplexer Ablauf von Bewegungen, die bei einer gesunden Person automatisch und mühelos geschehen. Schädigungen des Gehirns oder der Gesichtsnerven können zu Störungen führen, die den Akt des Sprechens erschweren. Unsere logopädischen Therapiemaßnahmen erzielen eine Verbesserung der Sprechmotorik und eine Stärkung der Kommunikationsfähigkeit.

Dysarthrie

Verursacht durch eine Schädigung des Nervensystems, sind bei der Dysarthrie die Sprechbewegungen eingeschränkt. Die dabei betroffenen Funktionen umfassen die Artikulationsorgane (Lippen, Zunge, Kiefer, Gaumensegel), die Atmung und den Kehlkopf. Das sprachliche Wissen bleibt intakt.

Häufige Symptome einer Dysarthrie:

  • undeutliche, verwaschene bis zu unverständliche Aussprache
  • veränderte Lautbildung
  • eingeschränkte/ monotone Prosodie (Sprechmelodie)
  • veränderter Sprechrhythmus
  • veränderter Stimmklang, heiser, rau, belegt
  • gestörte Lautstärke, zu laut, zu leise
  • Nasalitätsstörungen

 

Sprechapraxie
Die Sprechapraxie bezeichnet eine Störung mit Beeinträchtigungen in der Planung und Programmierung von Sprechbewegungen aufgrund von Schädigungen der Sprachzentren im Gehirn. Es liegt im Gegensatz zur Dysarthrie nicht unbedingt eine Schwächung der Muskulatur vor. Die Beweglichkeit der Artikulationsorgane ist nicht gestört. Oftmals besteht eine Kombination mit einer Aphasie (Sprachstörung).

Häufige Symptome einer Sprechapraxie:

  • Laute werden ausgelassen, hinzugefügt oder durch andere ersetzt
  • Lippen und Zunge suchen nach dem korrekten Laut (artikulatorische Suchbewegungen)
  • Sprechanstrengung
  • unwillkürliche Bewegungsmuster können besser realisiert werden als willkürliche Sprechleistungen

 

Facialisparese
Die Facialisparese ist eine Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Dabei kann der Gesichtsnerv durch eine Entzündung, eine Verletzung oder einen Tumor direkt betroffen sein. In anderen Fällen befindet sich die Schädigung im Gehirn. Die Anzeichen der Gesichtslähmung sind einem Betroffenen zum Beispiel durch hängende Mundwinkel und nicht vollständigem Lidschluss buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Auf diese Weise stellt die Erkrankung in vielen Fällen eine große psychische Belastung für die Betroffenen dar.

Häufige Symptome der Facialisparese:

  • meist halbseitige Lähmung der Gesichtsmuskulatur
  • hängender Mundwinkel, der Mundschluss ist inkonstant und es kommt zu laufendem Speichel (Drooling)
  • Stirn kann nicht gerunzelt werden
  • Lidschluss ist inkonstant oder nicht möglich
  • verwaschene bis schwer verständliche Aussprache
  • Geräuschüberempfindlichkeit und Geschmacksstörungen
  • verminderte Tränen- und Speichelbildung
  • veränderter Geschmackssinn
  • teilweise Lähmungen der Zunge und/ oder des Gaumensegels

 

Stimmstörungen

Die Stimme ist unser akustischer Fingerabdruck und Teil unserer Persönlichkeit. Sie ist das Medium zur Kommunikation. Außerdem ist sie Transportmittel, um unsere Stimmung und Gefühle wie Freude oder Trauer auszudrücken sowie ein Spiegel unserer Befindlichkeit. Durch Erkrankungen der Stimmorgane, langjährigen falschen Stimmgebrauch, dem Alter oder Verletzungen der Kehlkopfnerven, etwa nach einer Operation, können sich Stimmstörungen einstellen. Diese bewirken verschiedene Einschränkungen des Stimmumfangs (Höhen und Tiefen), der stimmlichen Dynamik (Variabilität der Lautstärke) und der Ausdauer oder Belastbarkeit der Stimme. Auch der vollständige Stimmverlust ist möglich und tritt vor allem nach einer Kehlkopfentfernung auf. Logopädische Therapien bieten Lösungen.

Dyphonien
Stimmstörungen (Dyphonien) werden hinsichtlich ihrer Ursachen unterschieden:

  • Organische Dysphonien basieren auf sichtbare, organische Veränderungen im Kehlkopf
  • Funktionelle Dysphonien sind durch eine gestörte Funktion gekennzeichnet, z.B. als Folge von zu lautem oder druckvollem Sprechen
  • Psychogene Dysphonien werden bedingt durch psychosomatische oder auch psychosoziale Einflüsse wie Stress
  • Hormonelle Dysphonien treten durch Schilddrüsenerkrankungen, die Wechseljahre oder Medikamente auf
  • Entwicklungsbedingte Dysphonien entstehen durch Mutation oder fortschreitendem Alter

Häufige Symptome einer Dysphonie sind:

  • Klangveränderungen (Heiserkeit, belegte oder brüchige Stimme, Rauigkeit …)
  • Wegbleiben der Stimme (Aphonie)
  • Räusperzwang oder Reizhusten
  • vermehrte Schleimbildung
  • Fremdkörpergefühl (Globusgefühl)
  • Druck- und Schmerzempfinden im Hals
  • Atembeschwerden
  • Veränderung der Stimmlage (höher oder tiefer)
  • verminderte stimmliche Belastbarkeit
  • Verspannung

 

Transedenz
Ziel der Stimmanpassung ist es, die Authentizität der geschlechtlichen Identifikation auch über die Stimme, als sekundäres Geschlechtsmerkmal, zu erreichen und diese belastbar für den Alltag zu machen. Das Stimmtraining sollte dabei schon in der Orientierungsphase beginnen, um eine sichere Basis bis zum „Coming out“zu erarbeiten.

Ziele der Stimmtherapie bei Transedenz sind:

  • eine neue mittlere Sprechstimmlage zu festigen, ohne den Kehlkopf zu überlasten
  • einen überzeugenden authentischen Stimmklang zu erarbeiten
  • Mimik und Gestik mit der Stimme zu vereinbaren

 

Presbyphonie

Die Presbyphonie wird auch als „Altersstimme“ bezeichnet. Im Laufe des Lebens kommt es zu verschiedenen anatomischen Veränderungen am alternden Kehlkopf, die sich auf den Stimmklang auswirken können.

Zu den Ursachen der Altersstimme zählen:

  • Verknöcherung des Knorpelgerüstes
  • Verschleiß von Gelenken im Kehlkopf
  • Austrocknen der Schleimhäute
  • schlechte Durchblutung

 

Laryngektomie
Bei einer Laryngektomie wird der Kehlkopf ganz oder teilweise, meist aufgrund einer Krebserkrankung, durch einen operativen Eingriff entfernt. Daraus ergeben sich für den Patienten gravierende Einschnitte im Bereich der Stimme und damit in seiner Kommunikation sowie des Schluckens und der Atmung.

Die Auswirkungen in allen Lebensbereichen beeinflussen auch die Psyche des Betroffenen sehr. Daher sollte die logopädische Betreuung schon vor dem operativen Eingriff beginnen. Nach der Operation kann der Patient eine Ersatzstimme erlernen, um sich wieder verbal zu verständigen.

Mögliche Ersatzstimmen sind:

  • die Speiseröhrenstimme: der Patient lernt, Luft bewusst in die Speiseröhre zu drücken und diese für die Bildung von Lauten zu verwenden
  • das Shunt-Ventil, das chirurgisch zwischen Luft- und Speiseröhre eingebracht wird und es erlaubt, die Atemluft der Lunge für die Stimmgebung zu verwenden
  • die Stimmgebung mittels elektronischer Sprechhilfe. Hierbei erfolgt die Tongebung über ein batteriebetriebenes Gerät, das an den Mund oder Hals gehalten wird

 

Rhinophonie

Die Rhinophonie bezeichnet Störungen der nasalen Resonanz, die zu ausgeprägten Veränderungen der nasalen Anteile des Stimmklanges – vorwiegend der Vokale – führen. Es kann bei der Artikulation auch zu Lautveränderungen oder Lautentstellungen von Vokalen und Konsonanten kommen (Rhinolalie). Es wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden.

Rhinophonia aperta (offenes Näseln)

Das offene Näseln ist daran erkennbar, dass zu viel Luft bei der Bildung von Lauten durch die Nase entweicht. Die Ursachen liegen häufig in einer Störung des Gaumensegels durch Unfälle, Tumore, Lähmungen oder durch Erkrankungen wie der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Auch funktionelle Ursachen wie falsche Sprechgewohnheiten oder mangelnde Klangkontrolle können ursächlich sein.

Symptome der Rhinophonia aperta: 

  • nasale Luftflucht: hörbarer nasaler Druckverlust bei Plosiven (/b/, /d/, /g/, /k/, /p/, /t/)
  • hörbares Reibegeräusch am Gaumensegel
  • eingeschränkte Verständlichkeit der Sprache
  • Probleme beim Lachen, dem Husten, der Bauchpresse, beim Würgen und Schlucken ggf. mit Nahrungseintritt in den Nasen-, Rachenraum

Rhinophonia clausa (geschlossenes Näseln)

Beim geschlossenen Näseln  entweicht keine Luft über den Nasenraum, was insbesondere bei den Nasallauten (/m/, /n/ und  /ng/) deutlich wird. Es können funktionelle und organische Ursachen unterschieden werden. Zu funktionellen Ursachen zählen z. B. eine nachlässige Artikulation, Nachahmung von ungünstigen Sprechweisen oder auch die Beibehaltung der Nasalität nach abgeklungenen Lähmungen. Organische Ursachen können Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, Tumore oder auch Lippen-Kiefer-Gaumen-Segel-Fehlbildungen sein.

Symptome der Rhinophonia clausa:

  • dumpfe, „verstopft/verschnupft“ klingende Stimme
  • eingeschränkte Nasenatmung mit möglicher Mundatmungskonsequenz
  • mögliche Geruchsstörung bei kompletter Behinderung der Luftpassage
  • Denasalierung der Laute /m/, /n/, /ng/ bis zur Plosivierung (/m/ -> /b/, /n/ ->/d/ und
    /ng/ ->/g/
  • eingeschränkte Verständlichkeit der Sprache

 

Redeflussstörungen

Redeflussstörungen zeigen sich als ungewollte Unterbrechungen des Sprechens (Stottern) oder durch ein überhastetes Sprechtempo (Poltern). Beide Formen entstehen durch eine Wechselwirkung verschiedener Faktoren und treten im Laufe der Sprachentwicklung auf. Genetische Ursachen konnten bisher weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.

Stottern
Das Stottern besteht aus ungewollten Unterbrechungen des Redeflusses durch hörbare oder stumme Blockaden, Wiederholungen von Wortteilen oder Dehnungen. Stottern bewirkt häufig eine übermäßige Anstrengung beim Sprechen, die in auffälligen Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder in zusätzlichen Bewegungen von Kopf, Arm oder Oberkörper sichtbar werden. Viele Begleitsymptome sind unbewusste und automatisierte Strategien, die helfen sollen, mit dem Stottern besser umgehen zu können. Sie tragen jedoch häufig zur Aufrechterhaltung des Stotterns bei.

Das Stottern bei Jugendlichen und Erwachsenen unterscheidet sich wesentlich von unflüssigem Sprechen bei Kindern. Dies beruht im Wesentlichen auf der Tatsache, dass bei Jugendlichen und Erwachsenen bereits ein Bewusstsein für das Phänomen entstanden ist, das sich in aller Regel auf ihr gesamtes Sprech-, Kommunikations- und auch Sozialverhalten auswirkt. Wir möchten Sie ermutigen, offen mit Ihrem Stottern umzugehen und somit Einfluss auf Ihre Lebensqualität zu nehmen. Das Therapieziel liegt in dem offenen Umgang mit dem Stottern, der Kontrolle des Redeflusses und der Verminderung der Begleitsymptome.

Symptome für Stottern können sein:

  • Wiederholen von Lauten, Silben und Wörtern („Dadada…wohne ich.“)
  • Dehnen von Lauten, Silben und Wörtern („Daaaaa…wohne ich.“)
  • hörbare oder stumme Blockieren von Lauten, Silben und Wörtern („D..d…da wohne ich.“)
  • Atem-Dyskoordination

Häufige Begleitsymptome sind: 

  • Sprechängste
  • Vermeide- und Frustrationsverhalten
  • Mitbewegung des Körpers
  • massives Störungsbewusstsein

 

Poltern
Typisch für das Poltern ist ein schnelles und/oder unregelmäßiges (irregulär) schwankendes Sprechtempo. Es treten dabei Auslassungen, Verschmelzungen und artikulatorische Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen auf. Weiterhin kommt es zu Wortumstellungen und Umschreibungen. Das Sprechen klingt „holprig“ und ist schwer verständlich. Das Poltern hat Auswirkungen auf alle sprachlichen Ebenen, einschließlich Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben. Mit dem Ziel, den Patienten in die Lage zu versetzen, sein Sprechen zu kontrollieren, wird in der Behandlung an allen auffälligen Bereichen gearbeitet.

Symptome des Polterns sind:

  • überhastetes Sprechtempo und/oder irreguläres (stark schwankendes) Sprechtempo
  • Auslassungen, Verschmelzungen von Lauten, Silben und Wörter
  • Veränderungen in der Aussprache von Lauten
  • Wortfindungsstörungen, Wortumschreibungen
  • Silben- und Wortwiederholungen, Satzteilwiederholungen, Satzumstellungen, Satz- und Wortabbrüche
  • Nutzung von Füllwörter („äh“, „ähm“)
  • Störungen in der kommunikativen Pragmatik wie z.B. im Zuhörverhalten, Unterbrechen des Gesprächspartners, Selbstkorrekturverhalten, unstrukturierte Erzählinhalte
  • Ausatmung und Stimme sind nicht im Einklang mit der Aussprache
  • teilweise Auffälligkeiten in der allgemeinen Informationsverarbeitung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit

 

Schluckstörungen

Unsere tägliche Nahrungsaufnahme vollzieht sich meist ohne dass wir über den komplexen Vorgang des Schluckens nachdenken müssen. In unserer Gesellschaft hat das gemeinsame Essen einen hohen sozial-kommunikativen Stellenwert. Der Schluckvorgang erfüllt lebensnotwendige Aufgaben wie die Aufnahme, Zerkleinern und den Transport von Nahrung und Flüssigkeit einschließlich des Speichels über die Speiseröhre bis in den Magen. Unser Gehirn sorgt dafür, dass die ca. 100 Muskeln koordiniert zusammenwirken und dies reibungslos funktioniert. Ein gesunder erwachsener Mensch schluckt etwa 1000 Mal am Tag. Funktionell oder organisch bedingte Störungen der Mundmuskulatur und aller am Schluckvorgang beteiligten Strukturen behindern die Prozesse des Essens und Trinkens und können so weit führen, dass eine orale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich ist.

Dysphagien
Dysphagien sind Beeinträchtigungen oder Behinderungen des Schluckablaufs, denen häufig neurologische oder degenerative (fortschreitende) Erkrankungen zugrunde liegen.

Häufige Symptome einer Dysphagie sind: 

  • Verschlucken beim Essen oder Trinken mit /ohne Husten
  • Erstickungsanfälle durch ungenügenden Verschluss des Atemweges
  • Austritt von Speichel und/oder Nahrung aus dem Mund
  • Nahrungsreste im Mundraum
  • Transportprobleme im Rachen und/oder der Speiseröhre
  • Erschwertes Auslösen des Schluckreflexes
  • Erkrankungen der Mundschleimhaut

 

Presbyphagie
Als Presbyphagie wird die Altersschluckstörung bezeichnet. Das Schlucken verändert sich durch allgemeine Alterungsprozesse. Auf diese Prozesse kann sich der Körper normalerweise gut einstellen und sie kompensieren, doch dies gelingt nicht immer. Vor allem dann nicht, wenn es durch Krankheiten oder Verletzungen zu einer allgemeinen Schwächung des Körpers kommt, die sich auch auf die Schluckfähigkeit auswirkt.

Eine Schluckstörung kann erkannt werden an:

  • wiederkehrendem unklarem Fieber
  • vermehrtem Husten oder Räuspern beim Essen oder Trinken
  • Atemgeräusche
  • einer belegten, gurgelnden Stimme
  • Nahrungsresten im Mund
  • aus dem Mund laufender Nahrung
  • verzögerter Nahrungsaufnahme
  • Mundtrockenheit oder erhöhtem Speichelfluss
  • Gewichtsabnahme

 

 

Hörstörungen

Bei einer Hörstörung liegt eine Verminderung des Hörvermögens vor. Die Ausprägung der Störung kann von leichter Schwerhörigkeit bis zur Gehörlosigkeit/Taubheit (Cochlea-Implantat) reichen und vielfältige Ursachen haben.

Hypakusis

Unterschieden wird zwischen einer Schallleitungs- und einer Schallempfindungsschwerhörigkeit.

Die Schallleitungsschwerhörigkeit bezeichnet jene Form der Schwerhörigkeit, die durch eine Störung der Schallübertragung vom äußeren Ohrbereich oder dem Mittelohr zum Hörnerv nicht zustande kommt.

Mögliche Ursachen der Schallleitungsschwerhörigkeit sind:

  • Cerumen (Ohrenschmalzpfropf), Fremdkörper im Gehörgang, Entzündung des Gehörganges
  • Tubenverschluss, Tubenkatarrh
  • Mittelohr-Erguss (Paukenerguss)
  • Narbenzüge im Mittelohr durch Entzündungen
  • Verwerfungen der Gehörknöchelchenkette durch Verletzungen (Schädelbruch)
  • Trommelfellzerreißung (Explosion, direkte Verletzung)
  • Otosklerose
  • Mittelohrentzündung, Cholesteatom (Perlgeschwulst)

Die Schallempfindungsschwerhörigkeit ist eine Innenohrschwerhörigkeit, dabei ist das Innenohr nicht mehr in der Lage, den Schall in Nervenimpulse umzuwandeln. Die Signale werden nicht mehr entsprechend wahrgenommen und verarbeitet. Die Schädigung liegt im Innenohr (Hörschnecke) oder dem zum Gehirn führenden Hörnerv.

Mögliche Ursachen der Schallempfindungsschwerhörigkeit sind:

  • Intoxikation bei Mittelohrentzündung
  • Labyrinthitis (Innenohrentzündung)
  • Infektionskrankheiten (z.B. Tuberkulose, Typhus, Zoster, Mumps, Meningitis, Masern)
  • ototoxische Substanzen (Medikamente, Chemikalien)
  • akutes und chronisches Schalltrauma, insbesondere Lärmschwerhörigkeit
  • Schädeltraumen
  • Tumore (z.B. Akustikusneurinom)
  • akute Schwerhörigkeit (Hörsturz)
  • Menière’sche Erkrankung
  • Altersdegeneration (Presbyakusis)

Zunächst steht die Behebung der Ursachen im Vordergrund der Behandlung. Danach kann ein gezieltes Hörtraining sinnvoll sein, um die auditiven Fähigkeiten gezielt in der Übung als auch im Alltag zu trainieren.

Presbyakusis
Die Presbyakusis ist eine langsam fortschreitende, altersabhängige Schallempfindungsschwerhörigkeit. Sie betrifft immer beide Ohren relativ gleich und beginnt meist im Alter von ca. 50 Jahren. Charakteristisch für die Altersschwerhörigkeit ist, dass hohe Tonfrequenzen, vor allem zu Beginn der Erkrankung, wesentlich stärker in Mitleidenschaft gezogen werden als die tiefen Töne. Mit zunehmendem Alter und Verlauf der Erkrankung nimmt der Grad der Hörschädigung auch in anderen Frequenzbereichen zu. Daneben besteht bei Patienten mit Altersschwerhörigkeit häufig eine erhöhte Lärmempfindlichkeit und Tinnitus (Ohrgeräusche).
Cochleaimplant
Das Cochleaimplant (CI) ist eine Hörprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch intakt ist. Die elektrischen Reize in der Hörschnecke erzeugen beim CI-Träger individuelle Hörempfindungen, die teils anders sind als die von Normalhörenden. Der neurologische Mechanismus für die Verarbeitung von akustischen Reizen ist aber so flexibel, dass eine Anpassung an die Empfindungen stattfinden kann. Ein intensives Hörtraining nach der Operation ist erforderlich, um die neuen Signale den bekannten Hörmustern zuzuordnen. Die Therapie mit dem CI hat Ähnlichkeit mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Der Zeitraum, der für das Sprachverstehen benötigt wird, ist individuell unterschiedlich. Dabei erfolgt auch eine psychosoziale Unterstützung, um die sozialen Kompetenzen im Alltag zu verbessern.

Beispiele für Übungen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad:

  • Geräuscherkennung
  • Richtungshören
  • Wortverstehen
  • Lautunterscheidung
  • Satzverstehen mit und ohne Mundbild
  • Sprachverstehen mit Hintergrundgeräuschen