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Logopädie für Kinder & Jugendliche

Wir erkennen und behandeln frühzeitig Beeinträchtigungen in der Sprach-, Sprech- und Stimmentwicklung sowie Schluck- und Hörstörungen.

Entwicklung des Soziallebens

In den ersten Lebensjahren benötigen Kinder die Sprache vor allem, um Kontakt mit ihrer Umwelt aufzunehmen und soziale Kontakte zu knüpfen.

Kindern das Wort geben

Mit der Sprache erhalten Kinder den Schlüssel zur Welt. Sie können soziale Kontakte aufbauen, Wissen erfahren und weitergeben sowie ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken. Vor allem der Aspekt des Kontaktaufbaus und damit die Entwicklung eines Soziallebens ist für Kinder wertvoll. Der Mensch ist von Natur aus ein soziales Wesen. Beeinträchtigungen in der Sprach-, Sprech- und Stimmentwicklung sowie Schluckstörungen frühzeitig zu erkennen und individuell zu behandeln, um Barrieren gar nicht erst entstehen zu lassen, ist eine Aufgabe, der wir uns mit viel Einfühlungsvermögen widmen. Wir sind erfahren und geschult in der Betreuung von Kindern, die sich in unserer hellen, geräumigen Praxis sehr wohlfühlen. Oft sind Eltern unsicher in Bezug auf die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder und wissen Warnsignale nicht richtig zu deuten. Die offene und verständliche Beratung sehen wir daher ebenfalls als wichtigen Aspekt der Logopädie.

Spracherwerb

Kinder erwerben Sprache stets unbewusst durch alltägliche soziale Kontakte mit Erwachsenen oder älteren Kindern. Nachfolgend  fassen wir die Entwicklungsstufen kurz zusammen und geben einige Hinweise, worauf Eltern achten können und mit welchen Maßnahmen der Spacherwerb der Kinder gefördert wird, ohne sie zu überfordern.  (Quelle: DBL)

Bis zum 06. Monat
  • Sprachentwicklung: Das Baby reagiert auf Geräusche, es bewegt seine Augen oder seinen Kopf in die Richtung der Klangquelle. Es lallt, erzeugt Geräusche wie Brummen und Quietschen.
  • Hinweis für Eltern: Sprechen Sie mit ihrem Baby ruhig und freundlich. Spielen, singen und lachen Sie mit ihm. Erzählen Sie ihm in einfachen Worten, was Sie gerade tun. Benennen Sie die Menschen und Dinge in seiner Umgebung sowie die Geräusche, die es hört.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn das Baby verstummt – insbesondere ab dem 6. Monat, es auf Geräusche nicht reagiert, es keinen Blickkontakt aufnimmt.
06. Monat bis zum 12. Monat
  • Sprachentwicklung: Das Kind versteht einfache Aufträge. Es sagt Worte wie  „Ball“, „ja“ und „nein“. Es reagiert auf seinen Namen.
  • Hinweise für Eltern: „Spielen“ Sie mit Ihrer Stimme, denn Sprechmelodie hilft, Sprache besser zu verstehen. Wecken Sie bei Ihrem Kind die Freude an der Kommunikation. Fördern Sie jede Art der Verständigung  (Lachen, Schauen, …etc.). Zeigen Sie ihm, wie vielfältig man (auch ohne Sprechen) kommunizieren kann.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn Ihr Kind keine ersten Worte spricht oder nur mit Gestik und Mimik zu kommunizieren versucht.
12. Monat bis zum 18. Monat
  • Sprachentwicklung:  Das Kind versteht einfache Sätze und Aufgaben. Es benennt bekannte Dinge. Der Wortschatz wächst.
  • Hinweise für Eltern: Sprechen Sie in einfachen Sätzen ( nicht in „Babysprache“) mit Ihrem Kind. Schauen Sie sich mit Ihrem Kind geeignete Bücher an. Wenn Fernsehen, dann gemeinsam, um über Gesehenes sprechen zu können.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn sich die Sprache verschlechtert oder nicht mehr weiterentwickelt, ihr Kind aufhört zu sprechen.
18. Monat bis zum 24. Monat
  • Sprachentwicklung: Das Kind versteht längere Sätze. Es sagt seinen Namen. Es bildet 2-3 Wortsätze.
  • Hinweise für Eltern: Erweitern Sie seinen Wortschatz, indem Sie ihm neue Begriffe anbieten. Wiederholen Sie korrekt, was es sagt, ohne es aufzufordern, dies zu wiederholen (Bsp.: Kind “Ato da.“  Erwachsener: „ Ja, da fährt ein Bus.“) Üben Sie nicht mit Ihrem Kind!
  • Lassen Sie sich beraten, wenn der Wortschatz des Kindes außer „Mama“  und „Papa“ nur wenige Wörter umfasst, das Kind meistens unverständlich spricht. das Kind keine 2-Wort-Sätze bildet („Mama da“), Sie das Gefühl haben, Ihr Kind versteht Sie nicht.
24. Monat bis zum 36. Monat
  • Sprachentwicklung: Das Kind versteht ganze Geschichten. Es bildet Sätze. Es stellt Fragen.
  • Hinweise für Eltern: Hören Sie Ihrem Kind aufmerksam zu. Helfen Sie ihm, seine Gedanken und Gefühle zu ordnen und auszudrücken. Ermutigen Sie es, Schnuller und das Nuckeln aufzugeben.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn das Kind für Fremde unverständlich spricht, es wenige Tätigkeitswörter, keine Artikel oder Eigenschaftswörter (z.B. dick) benutzt, es noch nicht beginnt, die Mehrzahl zu bilden, es noch keine einfachen Sätze bildet.
36. Monat bis zum 48. Monat

Von 36. Monat bis zum 48. Monat

  • Sprachentwicklung: Das Kind kann Sätze wie Erwachsene bilden.
  • Hinweise für Eltern: Lesen Sie Geschichten vor. Wechseln Sie sich mit dem Kind beim Erzählen ab.
  • Lassen Sie sich beraten, wenn es dem Kind schwer fällt, Sätze zu bilden, es grammatikalisch falsche Sätze bildet, es nicht immer verständlich spricht, es einfache Inhalte nicht wiedergeben kann.

Aussprachestörungen

Einige Kinder zeigen geringe Schwierigkeiten bei der Bildung eines Lauts, während andere Kinder fast unverständlich für ihre Umgebung sind. Kinder mit Aussprachestörungen stellen keine einheitliche Gruppe dar. Da die Symptome und Ursachen sehr verschieden sind, unterscheiden sich auch die Therapien, die individuell auf die Kinder zugeschnitten werden. Welche Formen von Aussprachestörungen es gibt, erläutern wir im Folgenden.

Phonetische Störungen

Bei phonetischen Störungen ist die motorische Musterbildung betroffen. Das Kind kann den Ziellaut nicht oder nicht korrekt bilden. Ein Beispiel ist der Sigmatismus (Lispeln). Häufig steht dies in Verbindung mit einer myofunktionellen Störung.

Phonologische Störungen
Die Anwendung der Laute im Wort oder die Regeln ihrer Kombination werden fehlerhaft bzw. unvollständig erworben, etwa „Terd“ statt „Pferd“, wobei das Kind den Laut grundsätzlich korrekt bilden kann. Häufig kommt es zu einer Mischform von phonetischer  und phonologischer Störung.
Verbale Entwicklungsdyspraxie
Hierbei handelt es sich um eine zentrale Störung in der Planung der Sprechbewegung. Die Motorik oder die Sprechorgane als solches sind nicht eingeschränkt. Die Bewegungsmuster zur Lautbildung können nicht oder nicht konstant abgerufen werden. Dies zeigt sich z.B. durch häufig wechselnde und unterschiedliche Lautbildungsfehler und/oder an Suchbewegungen beim Sprechen.
Rhinolalie
Es kommt zu Veränderungen der Aussprache in Verbindung mit einer Nasalitätsstörung insbesondere bei den Konsonanten; z.B. bei Lippen-Kiefer-Gaumen–Spalten.
Dysarthrie
Dies sind Störungen in der Ausführung von Sprechbewegungen und /oder der Koordination von Atmung, Stimme und der Artikulation aufgrund von angeborenen oder erworbenen Hirnstörungen (Cerebralparese).

Sprachentwicklungsstörungen

Unter einer Sprachentwicklungsstörung (SSES) versteht man eine zeitlich und inhaltlich nicht altersentsprechende Entwicklung  der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes. Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung profitieren nicht von einer allgemeinen Sprachförderung. Unsere genau zugeschnittenen Therapiemaßnahmen können jedoch erfolgreich mit Kindergärten und Schulen abgestimmt werden. Im Folgenden stellen wir Ihnen die verschiedenen Sprachentwicklungsstörungen vor.

Wortschatz
Störungen beim Aufbau des Wortschatzes (semantisch-lexikalische Störungen) können sowohl den Wortschatzumfang als auch die Merkmale der einzelnen Wörter betreffen. Ein großer Teil der Kinder mit einer lexikalischen Störung fällt schon sehr früh durch den verspäteten Sprechbeginn („Late Talker“) auf. Charakteristisch für den verspäteten Sprechbeginn ist, dass Kinder im Alter von 2 Jahren nicht über 50 produktive Wörter verfügen und Wörter nicht miteinander kombinieren. Der zu diesem Alterszeitpunkt typische „Wortschatzspurt“ hat nicht eingesetzt. Der Wortschatz scheint insgesamt langsamer anzuwachsen

Symptome/Störungen beim Erwerb des Wortschatzes können auftreten in Form von:

  • eingeschränktem passiven Wortschatz (eingeschränktes Wort- Sprachverständnis)

  • eingeschränktem aktiven Wortschatz (reduzierte Ausdrucksfähigkeit)
  • geringem Bedeutungswissen (unvollständiges inhaltliches Wissen zu den Wörtern)
  • Fehlern in der Wortauswahl (Hemd statt Pullover)

  • geringer Lexikonorganisation (Fehlen von semantischen Relationen und Kategorien, z.B. Hund und Katze zum Oberbegriff Haustiere)

  • Schwierigkeiten beim Wortabruf, z.B. kann das Kind den Begriff „Elefant“ in einer Erzählsituation über den Zoo mal spontan abrufen und mal nicht.

 

Grammatik
Störungen des Satzbaues und der Grammatik (syntaktisch-morphologisch) können Wörter und Sätze hinsichtlich des Sprachverständnisses (rezeptiv) und/oder der Sprachproduktion (expressiv) betreffen.

Mögliche Symptome für eine syntaktisch-morphologisch Störung:

  • eingeschränktes Sprachverständnis für grammatische Strukturen, z.B. „Nachdem du die Stiefel ausgezogen hast, kommst du ins Haus.“ Kind kommt mit Stiefel ins Haus und zieht diese dort aus. Es hat die im Satz gekennzeichnete zeitliche Abfolge nicht verstanden. 
  • verkürzte Satzbildung. Eine Satzaussage wird durch eine Einwortäußerung ausgedrückt, z.B. „Mama?“ statt „Wo ist Mama?“
  • Umstellungen („Papa lange Bart hat“). 
  • Auslassung wichtiger Satzteile, so dass die Aussage für den Zuhörer schwer oder gar nicht zu erschließen ist, z.B. „Der“, „das da“
  • fehlerhafter Verbflexionen, z.B. „Der Mann fahrt Auto“. 
  • fehlerhafter Pluralmarkierungen, z.B. „Vogels“ statt „Vögel“ 
  • keine oder falsche Bildung von Kasusmarkierungen (Fälle), z.B. „Der Hund frisst der Knochen.“

 

Kommunikation/Pragmatik

Kommunikation ist der Austausch oder die Übertragung von Informationen, die auf verschiedenen Arten (verbal, nonverbal) oder verschiedenen Wegen (Sprechen, Schreiben) stattfinden kann. Dazu benötigen wir die Fähigkeit, sprachliche Zeichen wie Laute, Wörter oder Sätze und nicht-sprachliche Zeichen wie Gestik und Mimik so zu vermitteln und zu verstehen, wie es die jeweilige Situation erfordert. Diese Lehre von der kontextbezogenen Sprache wird als „Pragmatik“ bezeichnet. Kinder entwickeln diese pragmatischen Fähigkeiten von Geburt an immer weiter. Sie lernen, Gespräche zu führen oder zu initiieren. Sie können Fragen oder Forderungen stellen, auf Fragen antworten und Missverständnisse klären. Sie sind in der Lage, sich auf unterschiedliche Personen und Situationen einzustellen und entsprechend zu reagieren.

Mögliche Symptome für eine pragmatisch-kommunikative Störung:

  • Fehlen des Turn-Takings (abwechselndes Sprechen)
  • geringer Blickkontakt 
  •  reduzierte Gestik und Mimik 
  •  häufige Echolalien (Nachsprechen) 
  •  mangelnde Fähigkeit, den Gegenüber als Person mit eigenen Gedanken und Gefühlen zu erkennen
  • geringes Interesse an einer Kontaktaufnahme bzw. eines Gespräches

 

Stimmstörungen

Die Stimmentwicklung des Kindes beginnt mit dem ersten Schrei des Neugeborenen und entwickelt sich nach und nach. Die für die Stimme nötigen Feineinstellungen muss das Kind erst erlernen. Dieser Prozess ist anfällig für Störungen durch äußere (z.B. hoher Lärmpegel) und innere (z.B. emotionale) Einflüsse. Nachfolgend erfahren Sie, welche Stimmstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten sind.

Stimmstörungen
Kindliche Stimmstörungen sind primär funktionell und können sekundär organisch werden (z.B. Schreiknötchen). Dabei treten Veränderungen im Stimmklang, der Sprechmelodie und/ oder der Belastbarkeit der Stimme bis hin zu Missempfindungen und Schmerzen auf. Dies geschieht durch zu viel Kraft oder durch zu wenig Spannung. In Verbindung mit den organischen und hormonellen Veränderungen können bei Jugendlichen spezifische Stimmstörungen auftreten. In einigen Fällen sind Kinder und Jugendliche mit Stimmstörungen schwer verständlich. Es bestehen Missverhältnisse in den Teilbereichen Haltung, Körperspannung, Atmung und Stimmgebung.

Mögliche Symptome einer Stimmstörung:

  • tiefere/ höhere Stimme als Kinder gleichen Alters
  • schrille, kreischende Stimme
  • zu leise, zu laut
  • tonlos, flüsternd, aussetzend
  • gepresst, angestrengt
  • häufiges Husten,Räuspern

 

Näseln
Bei Nasalitätsstörungen (Rhinophonie) entstehen Veränderungen im Stimmklang durch eine zu geringe oder übermäßige Nutzung des nasalen Klangraumes. Die Ursache kann organisch z.B. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte oder funktionell, sprich eine falsche Anwendung sein.

Es wird unterschieden zwischen:

  • Rhinophonia clausa: geschlossenes Näseln (verschnupfter Stimmklang)  insbesondere bei den Nasallauten /m/, /n/ und /ng/
  • Rhinophonia aperta: offenes Näseln (Luft entweicht durch die Nase) insbesondere bei den Verschlusslauten /p/, /b/, /t/, /d/, /k/ und /g/

 

Schluckstörungen

Die Mund-, Ess- und Trinkstörungen gehen auf funktionell oder organisch bedingte Störungen der Mundmuskulatur und aller am Schluckvorgang beteiligten Strukturen zurück. In einer kurzen Darstellung möchten wir Ihnen die häufigsten Schluckstörungen bei Kindern vorstellen.

Dysphagien
Dysphagien sind Beeinträchtigungen des Schluckablaufs und /oder der oralen Nahrungsaufnahme. Es können über den gesamten Schluckablauf hinweg – vom Aufnehmen der Nahrung in den Mund bis hin zum Transport in die Speiseröhre -Schwierigkeiten auftreten.

Folgen einer Dysphagie können sein:

  • Mangelernährung oder Dehydratation (Austrocknung)
  • Ersticken
  • Erkrankungen der Mundschleimhaut
  • Fieber, Bronchitiden (Lungenentzündung)
  • eingeschränkte Erfahrungen im Mundbereich
  • Nahrungsverweigerung

Die Nahrungsverweigerung ist als Ausdruck einer frühen Störung der Mutter-Kind-Beziehung zu sehen und wird als Fütterstörung bezeichnet. Diese kann aber auch isoliert, ohne eine organisch-funktionelle Störung auftreten.

Myofunktionelle Störungen
Das Zusammenspiel und/ oder die Spannung zwischen den Muskeln im Mundbereich (Wangen-, Lippen-, Zungen- und Kiefermuskulatur) ist bei einer myofunktionellen Störung beeinträchtigt. Dies kann sich in Form eines falschen Schluckmusters und einer Aussprachestörung zeigen.

Mögliche Symptome einer myofunktionellen Störung:

  • offene Mundhaltung
  • Gesichtsmuskulatur wenig ausgeprägt
  • Unterlippe verdickt, nach außen gerollt, gerötet, nass
  • Oberlippe verkürzt, hochgezogen
  • Zunge liegt in Ruhe an bis zwischen den Zähnen
  • Zunge kommt beim Schlucken bis zwischen die Zähne
  • Aussprachefehler häufig bei /sch/, /s/ bis hin zu Lauten am Zahndamm wie z.B.  /l/

Lutschgewohnheiten (Daumen, Schnuller) wirken sich negativ auf die Gesichtsmuskulatur und die Zahn- und Kieferstellung aus. Aber auch als Folge von myofunktionellen Störungen können Zahn- und Kieferfehlstellungen, Kiefergelenksprobleme und Kopfschmerzen auftreten. Diese Störung betrifft sowohl Kinder und Jugendlichen als auch Erwachsene. Die Behandlung findet in der Regel in Zusammenarbeit mit dem Kieferorthopäden oder dem Zahnarzt statt.

Redeflussstörungen

Redeflussstörungen können sich in Form von Unterbrechungen des Sprechens (Stottern) oder durch ein überhastetes Sprechtempo (Poltern) zeigen. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Symptome.

Stottern
Der Redefluss wird durch ungewollte Blockaden, Dehnungen oder Wiederholungen unterbrochen. Stottern ist häufig mit einer übermäßigen Anstrengung beim Sprechen verbunden und kann in auffälligen Verkrampfungen z.B. der Gesichtsmuskulatur sichtbar werden (Begleitsymptom). Das Stottern beginnt meist ohne offensichtlichen Grund bereits im Kindesalter von 2 bis 5 Jahren. Davon ausgenommen sind normale oder entwicklungsbedingte Unflüssigkeiten, die Kinder während des „Wortschatzspurtes“ manchmal zeigen.

Mögliche Symptome des Stotterns:

  • Wiederholen von Lauten, Silben und Wörtern („Dadada … wohne ich.“)
  • Dehnen von Lauten, Silben und Wörtern („Daaaaa … wohne ich.“)
  • Blockierungen, stecken bleiben in Lauten, Silben und Wörtern („D…d…da wohne ich.“)
  • Atem-Fehlkoordination

Begleitsymptome können sein:

  • Sprechängste
  • Vermeide- und Frustrationsverhalten
  • Mitbewegungen des Körpers
  • Störungsbewusstsein

 

Poltern
Das Poltern ist durch schnelles Sprechen mit Auslassungen oder Verschmelzungen von einzelnen Lauten bis zu ganzen Wörtern gekennzeichnet. Durch ein Missverhältnis von Sprechtempo, artikulatorischen Fähigkeiten und der Eigenwahrnehmung ist die Aussprache häufig undeutlich und verwaschen bis hin zu unverständlich.

Mögliche Symptome des Polterns:

  • Überhastetes, unregelmäßiges Sprechtempo
  • Auslassungen, Verschmelzungen von Lauten, Silben und Wörtern
  • Veränderungen bei der Aussprache von Lauten
  • Wortfindungsstörungen, Wortumschreibungen
  • vermehrte Füllwörter wie „äh“, „ähm“
  • Auslassungen, Umstellungen und Abbrüche von Satzteilen
  • Störungen in der kommunikativen Pragmatik wie z.B. im Zuhörverhalten, Unterbrechen des Gesprächspartners, unstrukturierte und unklare Erzählinhalte
  • Ausatmung und Stimme sind nicht im Einklang mit der Aussprache
  • teilweise Auffälligkeiten in der allgemeinen Informationsverarbeitung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit

 

Hörstörungen

Hörstörungen können sowohl das Hörvermögen als auch die Hörverarbeitung (auditive Wahrnehmung) beinhalten.

Kindliche Hörstörungen
Eine Hörstörung kann in der Schallübertragung vom äußeren Ohr zum Mittelohr (Mittelohrentzündung) oder in der Hörverarbeitung im Innenohr oder dem Hörnerv liegen. Eine frühe Erkennung und Behandlung ist für die Hörbahnreifung und den Sprachprozess  von enormer Bedeutung. Durch die technischen Weiterentwicklungen von Hörgeräten und einem künstlichen Innenohr (Cochlea Implantat) haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Kinder mit Hörstörungen deutlich verbessert. Das aufmerksame Beobachten der Kinder ermöglicht es Eltern, Rückschlüsse auf die Hörfähigkeit zu ziehen.

Symptome für eine kindliche Hörstörung:

  • Kind reagiert nicht immer auf Ansprache
  • es reagiert oft mit „Wie?“ oder “Was?“
  • die Sprachentwicklung ist verzögert
  • das Kind stellt Medien (Radio, TV, CD Spieler, etc.) durchgehend sehr laut ein.
  • das Kind kann Geräusche einem Objekt nicht zuordnen

 

Auditive Wahrnehmung
Unter der auditiven Wahrnehmung werden alle Prozesse verstanden, die der Erfassung und Verarbeitung von akustischen Signalen dienen. Dabei ist das Hörvermögen völlig intakt. Die auditive Verarbeitung und Wahrnehmung (AVWS)  ist die Voraussetzung für die phonologische Bewusstheit und Grundlage für den Schriftspracherwerb.

Symptome für eine Störung der auditiven Wahrnehmung sind:

  • Geräuschüberempfindlichkeit
  • Laut sein oder Hören lauter Musik
  • mangelhaftes Sprachverständnis bei lauten Hintergrundgeräuschen
  • fehlende Aufmerksamkeit auf das Hören
  • Schwierigkeiten, sich Zahlen- oder Wortreihen zu merken

 

Lese-Rechtschreibstörung

Eine Lese-Rechtschreib-Störung ist eine Lernstörung, welche sowohl das Lesen als auch das Schreiben betreffen kann. Die auditive Wahrnehmung und phonologische Bewusstheit bilden die Grundlage für den Schriftspracherwerb, welcher für den schulischen Werdegang von zentraler Bedeutung ist.

Phonologisches Bewusstheit
Als phonologische Bewusstheit gilt die Fähigkeit, lautliche Elemente der Sprache zu erkennen und zu nutzen. Dies umfasst im engeren Sinne die Fähigkeiten, den ersten Laut eines Wortes zu erfassen, aus Lauten ein Wort zu bilden oder ein Wort in seine einzelnen Laute zu zerlegen. Im weiteren Sinne umfasst die phonologische Bewusstheit die Fähigkeit, Wörter in Silben zu trennen oder Reimwörter zu erkennen.

Mögliche Symptome einer eingeschränkten phonologisches Bewusstheit:

  • verspäteter Sprechbeginn
  • Sprachentwicklungsverzögerung
  • Störung in der Aussprache und der Grammatik
  • mangelndes Rhythmusgefühl und veränderte Sprechmelodie

 

Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS)
Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche haben Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen in geschriebene Sprache und umgekehrt. Eine LRS entsteht nicht durch eine Intelligenzminderung oder einer psychischen oder neurologischen Erkrankung. Hör- und Sehprobleme müssen im Vorfeld als Grund für eine mögliche LRS ausgeschlossen werden.

Mögliche Symptome einer LRS: Lesen

  • häufige Fehler beim lauten Lesen, Wörter werden erraten
  • langsames, stockendes und insgesamt mühsames Erlesen von Wörtern
  • Probleme bei der Verschmelzung von Einzellauten zu Wörtern
  • Probleme beim Unterscheiden ähnlicher Buchstaben z.B. d/b
  • Schwierigkeiten bei der Sinnentnahme (Textverständnis)
  • Das Kind lernt Texte auswendig (wird oft nicht bemerkt)

Schreiben

  • Zahlreiche Fehler beim Abschreiben, in Diktaten oder Aufsätzen
  • Verwechslung visuell ähnlicher Buchstaben (z.B.: „din” statt „bin”)
  • ähnlich klingende Laute werden verwechselt (z.B.: „krau” statt „grau”)
  • Auslassung von Buchstaben (z.B.: „Apfe” statt „Apfel”)
  • Auslassung von Wortteilen (z.B.: „Fernseh” statt „Fernsehzeitung”)
  • Vertauschung der Buchstabenfolge (z.B.: vretene/ statt „verstehen)
  • Häufige Fehler bei den Rechtschreibregeln wie Groß- und Kleinschreibung, Doppelkonsonanten, Dehnungs-„h“

Die LRS-Therapie als solche ist keine verordnungsfähige Kassenleistung. In bestimmten Fällen ist eine Förderung durch das Jugendamt möglich. Eine Nachhilfe ersetzt keine zielgerichtete Therapie. Bei der Suche nach geeigneter Unterstützung beraten wir Sie gerne.